Iossif Dawydowitsch Kobson

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Iossif Kobson (2015)
Signatur

Iossif Dawydowitsch Kobson (russisch Иосиф Давыдович Кобзон; * 11. September 1937 in Tschassow Jar, Oblast Donezk, Ukrainische SSR, Sowjetunion; † 30. August 2018 in Moskau, Russland) war ein sowjetischer bzw. russischer Sänger und Politiker.

Das Alexandrow-Ensemble mit Kobson im Oktober 2009

Familie und Ausbildung

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Kobson stammte aus einer jüdischen Familie und wuchs in einfachen Verhältnissen im Donezbecken auf.[1] Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Familie ins usbekische Jangijul bei Taschkent evakuiert. Kobsons Vater kämpfte in der Roten Armee, wurde 1943 schwer verwundet und in Moskau behandelt. Dort lernte er eine andere Frau kennen und kehrte nach dem Krieg nicht mehr zu seiner Familie zurück.

Der junge Iossif zog mit seiner Mutter 1944 wieder zurück in die Ukraine, wo sie sich in Kramatorsk niederließen. Dort übte er in seiner Jugend den Boxsport aus und studierte später Bergbau an der Universität in Dnepropetrowsk.

Nach seinem Militärdienst absolvierte er von 1958 bis 1962 eine musikalische Ausbildung am Gnessin-Institut in Moskau.[2] In den folgenden Jahrzehnten avancierte der Bariton zu einem der populärsten Sänger der Sowjetunion.

1983 wurde Kobson zum Vorwurf gemacht, auf einer offiziellen Veranstaltung jüdische Lieder vorgetragen zu haben, und er wurde daraufhin aus der KPdSU ausgeschlossen,[3] bald danach aber rehabilitiert.[1] Auch nach dem Zerfall der Sowjetunion setzte Kobson seine Karriere erfolgreich in Russland fort.

Politisches und gesellschaftliches Engagement

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Kobson war Vorsitzender des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit bei der Föderation Jüdischer Gemeinden Russlands und Mitglied der Regierungspartei Geeintes Russland[1]. Seit 1997 war Kobson Abgeordneter der Duma.[4]

Kobson 2012 mit Putin
Kobson-Denkmal (A. I. Rukawischnikow, 2003), Donezk

Kobson wurde wiederholt als „russischer Frank Sinatra“ bezeichnet.[5] Die Charakterisierung bezog sich zum Teil auf seinen Bekanntheitsgrad beziehungsweise auf seinen Gesangsstil, gelegentlich aber auch auf ihm nachgesagte Kontakte zum organisierten Verbrechen.[4] 1995 wurde ihm aus diesem Grund ein Visum für die USA aberkannt.[1][6] Kobson galt als enger Vertrauter des ehemaligen Moskauer Bürgermeisters Juri Luschkow.[7]

Während der Geiselnahme im Moskauer Dubrowka-Theater 2002 ging Kobson zu Verhandlungen mit den Geiselnehmern und brachte dabei eine Frau und drei Kinder aus dem Gebäude heraus.[8]

Kobson, dessen familiäre Wurzeln im Gebiet Donezk liegen, hat in der Öffentlichkeit wiederholt seine Unterstützung für die 2014 im russischen Krieg in der Ukraine proklamierten sogenannten Volksrepubliken Lugansk und Donezk ausgedrückt und gab sich als Moskauer „Honorarkonsul“ der letzteren aus.[9] So war er an der Organisation russischer „Hilfskonvois“ beteiligt,[10] und mehrmals trat er in Donezk gemeinsam mit Separatistenführer Alexander Sachartschenko auf.[11][12] Durch diesen ließ er sich 2016 auch in dessen Volksrepublik einbürgern.[13][14]

Neben seinem Engagement für die Idee eines „Neurusslands“ war Kobson prominenter Befürworter der russischen Annexion der Krim. In der Folge wurde ihm 2014 die Einreise in die Ukraine und nach Lettland untersagt,[15] und im Februar 2015 wurde er in eine erweiterte Sanktionsliste der Europäischen Union aufgenommen,[16][17] was er vorgeblich begrüßte.[18] Trotzdem gelang es Kobson, der an Prostatakrebs erkrankt war, durch die Fürsprache Wladimir Putins, zwecks medizinischer Behandlung eine Einreiseerlaubnis in die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union zu erhalten.[19]

Im Verlauf seiner Karriere erhielt Kobson viele staatliche Auszeichnungen,[20] so den Staatspreis der UdSSR und die Auszeichnung Volkskünstler der UdSSR.[21] Im Dezember 1991 wurde er ferner als Volkskünstler der Ukraine ausgezeichnet.[22] 2012 wurde er mit dem Verdienstorden für das Vaterland 1. Klasse ausgezeichnet. Im April 2016 wurde ihm der Titel Held der Arbeit der Russischen Föderation verliehen.[23]

Zu seinen Ehren ist außerdem der Asteroid (3399) Kobzon benannt.[24]

Commons: Iossif Kobson – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c d Rusif Huseynov: Sanctions on Russia: The case of Iosif Kobzon (Memento vom 22. Oktober 2016 im Internet Archive). Am 21. September 2015 auf neweasterneurope.eu
  2. David MacFadyen (Hrsg.): Red Stars – Personality and the Soviet Popular Song, 1955–1991. McGill-Queen's University Press, Montreal 2001, ISBN 0773521062. S. 101 (Auszugsweise online)
  3. Maria Podolskaja: Иосиф КОБЗОН: "На всех ее не хватит" Am 16. Dezember 2001 auf izvestia.ru
  4. a b Manfred Quiring: Ein Russen-Rocker zieht in die Duma ein. Am 30. Januar 2010 auf welt.de
  5. Walter Mayr: Im Land der Goldenen Berge Am 30. September 2002 auf spiegel.de
  6. Manfred Quiring: Das FBI verhaftete einen Paten der russischen Mafia - im Moskauer Innenministerium wünscht man sich 100 Jahre Gefängnis für ihn; In New York ging der "kleine Japaner" ins Netz. Am 13. Juli 1995 auf berliner-zeitung.de
  7. Andre Ballin, Patrizia Reidl: Artikel im Luschkow gibt nicht kampflos auf (Memento vom 5. Januar 2015 im Internet Archive). Am 29. September 2010 auf wirtschaftsblatt.at
  8. "Норд-Ост" (Memento vom 17. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) auf Agentura.ru
  9. André Ballin: Ukrainischen Sender überfallen. Am 4. Januar 2015 auf fr-online.de
  10. Гуманитарная колонна МЧС с новогодними подарками для детей Донбасса выехала из Подмосковья. Am 18. Dezember 2014 auf ukraina.ru
  11. Год ДНР. Am 7. April 2015 auf gazeta.ru
  12. Alexander Gamow: "Ну, пускай стреляют... А попадут - не испугаемся". Am 25. Juni 2016 auf kp.ru
  13. Alexander Gamow: Иосиф Кобзон стал гражданином ДНР. Am 26. Juni 2016 auf kp.ru
  14. Иосиф Кобзон дал концерт в Донецке. Am 26. Juni 2016 auf tass.ru
  15. Christian Neef: Die Chaos-Republiken. Am 3. November 2014 auf spiegel.de
  16. DURCHFÜHRUNGSVERORDNUNG (EU) 2015/240 DES RATES vom 9. Februar 2015 zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 269/2014 über restriktive Maßnahmen angesichts von Handlungen, die die territoriale Unversehrtheit, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine untergraben oder bedrohen, in Amtsblatt der Europäischen Union L 40/7 vom 16. Februar 2015. Auf ausfuhrkontrolle.info, abgerufen am 22. Oktober 2016 (PDF; ca. 349 kB, S. 5)
  17. Daniel Brössler: Putins Barde. Am 16. Februar 2015 auf sueddeutsche.de
  18. Natalia Reibmann: Кобзон и Моторола попали под санкции Евросоюза Am 15. Februar 2015 auf vedomosti.ru
  19. Ostar Schukow: Путин добился лечения Кобзона в Европе в обход санкций Am 28. August 2015 auf mk.ru
  20. Honours. Auf iosifkobzon.ru, abgerufen am 22. Oktober 2016
  21. Tatiana Smorodinskaya, Karen Evans-Romaine, Helena Goscilo (Hrsg.): Encyclopaedia of Contemporary Russian Culture. Routledge-Verlag, Abingdon 2007, ISBN 9780415320948. S. 302 (Auszugsweise online)
  22. УКАЗ ПРЕЗИДЕНТ УКРАЇНИ – Про присвоєння Кобзону Й.Д. почесного звання "Народний артист України", Erlass des Präsidenten der Ukraine, Leonid Krawtschuk, vom 27. Dezember 1991 über die Verleihung des Ehrentitels “Volkskünstler der Ukraine” an Kobson. Auf zakon1.rada.gov.ua, abgerufen am 22. Oktober 2016 (ukrainisch)
  23. Указ Президента Российской Федерации от 21.04.2016 № 189 "О присвоении звания Героя Труда Российской Федерации", Ukas des Präsidenten der Russischen Föderation, Wladimir Putin, über die Verleihung des Titels „Held der Arbeit der Russischen Föderation“. Auf publication.pravo.gov.ru, abgerufen am 22. Oktober 2016 (russisch)
  24. (3399) Kobzon = 1935 QC1 = 1974 XO = 1979 SZ9. IAU Minor Planet Center, abgerufen am 9. Mai 2022 (englisch).