Buddhismus in Sri Lanka

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Buddha-Statue von Avukana (im 5. Jh. n. Chr. erbaut)
Blick auf den Zahntempel in Kandy

Der Buddhismus in Sri Lanka ist die im Land am weitesten verbreitete Religion. Etwa 69,1 % der Gesamtbevölkerung, davon hauptsächlich Singhalesen, gehören dem Theravada-Buddhismus an.[1]

Bronzestatue von Bodhisattvi Tara, Anuradhapura (8. Jahrhundert n. Chr.)

Nach einer der traditionellen sri-lankischen Chroniken, der Dipavamsa, kam die Lehre Buddhas im 2. Jahrhundert v. Chr. durch den Sohn des indischen Kaisers Ashoka, Mahinda, auf die Insel. Zu dieser Zeit herrschte König Devanampiya Tissa über weite Teile des Landes (Regierungszeit: 307–267 v. Chr.). Er konvertierte zum Buddhismus und ließ in Anuradhapura den Sri Mahi Bodhi pflanzen, einem Abkömmling des Pappel-Feigen Baumes, unter dem Siddhartha Gautama die Erleuchtung gefunden haben soll.

Ab dem 16. Jahrhundert folgten von den portugiesischen, niederländischen und britischen Kolonialisten veranlasste christliche Missionierungen in den von ihnen eroberten Gebieten.

Zum Ende des 19. Jahrhunderts begann eine landesweite buddhistische Bewegung, die im Land viele Anhänger fand. Einer der Hauptgründe war die Panadura-Debatte zwischen einem christlichen Priester und dem buddhistischen Mönch Migettuwatte Gunananda Thera, die Letzterer für sich entscheiden konnte. Infolgedessen wandten sich immer weitere Teile der Bevölkerung bewusster dem Buddhismus zu.[2]

Der gesamte singhalesische Reformbuddhismus ging jedoch maßgeblich auf Anagarika Dharmapala zurück, der bestrebt war, dem zunehmenden Einfluss der christlichen Schulen und Missionare auf die Bildungsschicht Ceylons Einhalt zu gebieten, indem er in Abgrenzung zum Christentum eine Neukonzeption des Buddhismus vornahm. Er etablierte den Buddhismus als eine Religion der Vernunft, die dem Aberglaube entsagte und auch mit den Erkenntnissen der Wissenschaft konform ging. Den klassischen Buddhismus, der als Mönchsbuddhismus nur einer bestimmten Schicht zugänglich war, öffnete Dharmapala hin zu einem Mittleren Pfad, so dass auch Laien die persönliche Erlösung realisieren konnten.[3]

In heutiger Zeit hat sich der Buddhismus in Sri Lanka zum Teil mit einem singhalesischen Nationalismus verbunden. Dies liegt daran, dass in Sri Lanka die religiösen Grenzen zum erheblichen Teil auch ethnische Grenzen sind. Die Buddhisten sind überwiegend Singhalesen, während die Sri-Lanka-Tamilen meist Hindus und seltener Muslime sind. Ein Teil der Muslime in Sri Lanka sind historisch betrachtet Nachkommen arabischer Händler und ein Teil der Christen sind Nachkommen niederländischer und portugiesischer Kolonialherren. Wenn (vermeintliche) singhalesische Interessen auf dem Spiel stehen, spielen häufig auch buddhistische Mönche eine prominente Rolle, auch bei offen gewalttätigen Konflikten z. B. mit Muslimen. Einige singhalesisch-nationalistische Organisationen werden von buddhistischen Mönchen geführt, bzw. wurden von diesen gegründet, so die Parteien Jathika Hela Urumaya und Bodu Bala Sena.

In diesen Aspekten ähnelt der Buddhismus in Sri Lanka dem Buddhismus in Myanmar (Burma).

Anteil der buddhistischen Bevölkerung in den sri-lankischen Distrikten im Jahr 2012

Entwicklung des Buddhismus von 1881 bis 2001:

Jahr Buddhisten
Zahl Prozent
1881 Zensus 1,698,100 61,53
1891 Zensus 1,877,000 62,40
1901 Zensus 2,141,400 60,06
1911 Zensus 2,474,200 60,25
1921 Zensus 2,769,800 61,57
1931 Schätzung 3,266,600 61,55
1946 Zensus 4,294,900 64,51
1953 Zensus 5,209,400 64,33
1963 Zensus 7,003,300 66,18
1971 Zensus 8,536,800 67,27
1981 Zensus 10,288,300 69,30
2001 Zensus1
2011 Zensus 14.222.844 70,20
Quelle: Department of Census and Statistics[4][5]

1 Nicht miteinbezogen, da der Zensus von 2001 nur in 18 von 25 Distrikten durchgeführt wurde.

  • Heinz Bechert: Buddhismus, Staat und Gesellschaft in den Ländern des Theravada-Buddhismus. Band I: Grundlagen. Ceylon. Göttingen: Seminar für Indologie und Buddhismuskunde der Univ. Göttingen 1988 (= Hamburg 1966).
  • Michael B. Carrithers: „Sie werden die Herren der Insel sein“: Buddhismus in Sri Lanka. In: Heinz Bechert, Richard Gombrich (Hrsg.): Der Buddhismus. Geschichte und Gegenwart. München: C.H. Beck ³2008. S. 140–168.
  • Richard Gombrich: Der Theravada-Buddhismus: Vom alten Indien bis zum modernen Sri Lanka. Stuttgart, Berlin, Köln: Kohlhammer 1996.
  • Swearer, Donald K. (1970): Lay Buddhism and the Buddhist Revival in Ceylon, Journal of the American Academy of Religion 38 (3), 255–275

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. The World Factbook: Sri Lanka. In: CIA World Factbook. Archiviert vom Original am 24. Dezember 2018; abgerufen am 12. August 2006.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cia.gov
  2. Walter Wijenayake: Ven Migettuwatte Gunananda. In: island.lk. The Island, 20. September 2008, abgerufen am 29. April 2009.
  3. Anagarika Dharmapala: The World's Dept to Buddha. In: Ananda Guruge (Hrsg.): Return to Righteousness. A Collection of Speeches, Essays, Letters of the Anagarika Dharmapala. Anagarika Dharmapala Birth Centenary Committee, Colombo 1965, S. 3–22.
  4. Statistical Abstract 2008, Department of Census & Statistics
  5. Department of Census and Statistics Sri Lanka: Population by religion according to districts, 2012. (Memento des Originals vom 7. Januar 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.statistics.gov.lk