Kaspar Moosbrugger

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Kaspar Moosbrugger (* 6. Januar 1830 in Au; † 11. März 1917 in Nüziders[1]) war ein österreichischer Beamter (Gerichtsadjunkt), Schriftsteller, Parteigründer und Schwager von Franz Michael Felder (1839–1869).

Leben und Tätigkeit

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Aus einer kinderreichen Bauernfamilie in Au, Ortsteil Schrecken, stammend, absolvierte Moosbruger mit anfänglichen Entbehrungen das Gymnasium und sein Jurastudium in Innsbruck (1852 bis 1855).[2] 1856 war er Gerichtspraktikant in Bezau. Um 1850 wurde er nach Ungarn versetzt (bis 1861). 1861 heiratete seine Schwester den Schriftsteller Franz Michael Felder, mit dem er sich befreundete. 1864 war er kurze Zeit Aktuar am Bezirksgericht in Dornbirn und 1864 bis 1889 Gerichtsadjunkt am Bezirksgericht in Bludenz. 1889 suchte Moosbrugger um Entlassung aus dem Staatsdienst an.[3][4]

Nach dem frühen und plötzlichen Tod seiner Freundes Felder (1869) war er kaum mehr politisch aktiv. In kleineren Schriften wie Psychische Erlebnisse (1893) blickte er noch einmal auf bestimmte Aspekte seines Lebens zurück.

Anfeindungen in Vorarlberg

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Moosbrugger und sein Schwager Franz Michael Felder waren im sehr katholisch geprägten und konservativen Vorarlberg wegen ihrer zu damaligen Zeit ungewohnten, teils revolutionären und neuen sozialistischen Gedanken erheblichen Anfeindungen ausgesetzt.[5] Sie gründeten 1867 die frühsozialistische Vorarlberg’sche Partei der Gleichberechtigung und forderten z. B. ein allgemeines Wahlrecht für jeden Staatsbürger und die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht.[3] 1869 rief Moosbrugger im Vorarlberger Volksblatt erneut zur Gründung von Arbeiterbildungsvereinen auf.[6][7][8]

1867 erhielt Moosbrugger vom Ministerium eine schwere Verwarnung wegen seines gemeinsamen Auftretens mit Franz Michael Felder. Er blieb deswegen zeitlebens Gerichtsadjunkt und wurde nicht befördert.[9]

Moosbrugger war auch gegen den Ersten Weltkrieg eingestellt und wurde, weil er vor jungen Bregenzerwälder Reservisten gegen den Krieg sprach, von der Gendarmerie in Schutzhaft genommen und in das Landesgericht Feldkirch eingeliefert. Es wurde jedoch von einem Hochverratsprozess abgesehen und Moosbrugger nur unter Hausarrest gestellt.[10]

Veröffentlichungen

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Eigene Veröffentlichungen

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Moosbrugger veröffentlichte vier Werke:

  • Ruf aus Vorarlberg um Gleichberechtigung. 1866. (anonym veröffentlicht)
  • Klarstellung der vorarlberg’schen Partei der Gleichberechtigung. 1867. (Parteischrift)
  • Kultur-Gespräche aus Vorarlberg. Innsbruck 1878.
  • Psychische Erlebnisse. 1883.[3][4]

Sein Briefwechsel mit Franz Michael Felder wurden 1999 unter dem Titel Briefe 1869–1894 veröffentlicht.

Publikationen über Kaspar Moosbrugger

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Einzelnachweise

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  1. Kaspar Moosbrugger, Webseite: Vorarlberger Landesbibliothek.
  2. Vortrag zum 100. Todestag von Kaspar Moosbrugger, Webseite der Katholischen Kirche Vorarlberg.
  3. a b c Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien, Juli 2010.
  4. a b Rudolf Vierhaus: Kaspar Moosbrugger. In: Deutsche Bibliographische Enzyklopädie. (DBE), 2. Auflage. K. G. Saur Verlag, München 2007, ISBN 978-3-598-25037-8, S. 185.
  5. Petra Paterno: Franz Michael Felder – Bauer und Weltverbesserer. Wiener Zeitung, 20. September 2014, abgerufen am 1. Januar 2021.
  6. Günter Dietrich: Sozialdemokratie in Vorarlberg. S. 6.
  7. Meinrad Pichler: Das Land Vorarlberg 1861 bis 2015: Geschichte Vorarlbergs. Band 3, S. 27.
  8. Gerhard Oberkofler: Anfänge – die Vorarlberger Arbeiterbewegung bis 1890 – vom Arbeiterbildungsverein zur Arbeiterpartei. In: Kurt Greußing: Im Prinzip Hoffnung – Arbeiterbewegung in Vorarlberg 1870–1946. Fink’s Verlag, Bregenz 1984, ISBN 3-900438-07-9, S. 36.
  9. Günter Dietrich: Sozialdemokratie in Vorarlberg. S. 7.
  10. Meinrad Pichler: Das Land Vorarlberg 1861 bis 2015: Geschichte Vorarlbergs, Band 3, S. 97 f.