Zwei Bäume

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Zwei Bäume (Jacoba van Heemskerck)
Zwei Bäume
Jacoba van Heemskerck, 1908–1910
Öl auf Leinwand
70,5 × 88,2 cm
Kunstmuseum Den Haag
Vorlage:Infobox Gemälde/Wartung/Museum

Zwei Bäume (niederländisch Twee bomen) ist ein zwischen 1908 und 1910 geschaffenes Gemälde von Jacoba van Heemskerck. Es gehört zum Frühwerk der Künstlerin und ist ihr bekanntestes luministisches Werk.[1] Es gilt als Höhepunkt des Amsterdamer Luminismus.[2] Seit 1984 ist es im Besitz des Kunstmuseums Den Haag.

Zwei Bäume ist ein Ölgemälde auf Leinwand mit den Abmessungen 71 × 82 cm im Querformat.

Die Bildkomposition zeigt zwei Bäume mit sich berührenden Kronen, die markant vor einer flachen Landschaft aufragen. Das Gemälde ist ganz in breiten, kurzen Pinselstrichen angelegt. Dabei ist der Himmel in horizontalen Strichen in Rosa, Hellblau und Gelb gehalten und die Erde in eng nebeneinander liegenden vertikalen Blöcken in Gelb-, Grün-, Blau und Rottönen. Die Stämme der Bäume sind in leuchtendem Rotbraun wiedergegeben, die Baumkronen in Grün-, Blau und Rottönen. Der starke Kontrast zwischen den Pastelltönen des Hintergrunds und den dunkleren Farben der Bäume lassen diese „förmlich aus der Leinwand“ hervortreten.[1][3][4]

Das Gemälde ist unten rechts mit „Jacoba v. Heemskerck“ in grauer Ölfarbe signiert.[5]

Twee Bomen (1910), Kohle- und Kreidezeichnung von Jacoba van Heemskerck

Ab 1905 entwickelte sich in Holland der moderne Stil des Amsterdamer Luminismus, der seinen Höhepunkt in den Jahren 1907 bis 1910 erreichte. Insbesondere die Maler Jan Toorop, Jan Sluijters und Piet Mondrian trugen dazu bei, dass sich der moderne Malstil entwickelte.[6] Heemskerck und Mondrian interessierten sich beide für Theosophie und tauschten sich darüber aus. Beide hatten im März 1908 vermutlich einen Vortrag von Rudolf Steiner gehört, als er auf Vortragsreise in den Niederlanden war. Mondrian trat 1909, Heemskerck 1910 in die Theosophische Gesellschaft ein. Bei Heemskerck entwickelte sich in diesen Jahren die Auffassung, dass Kunst mehr als nur die Wiedergabe der sichtbaren Wirklichkeit ist, woran sie bis zu ihrem Lebensende festhielt.[7][8]

Jacoba van Heemskerck fuhr seit 1906 jeden Sommer zusammen mit ihrer Freundin Marie Tak van Poortvliet in das Seebad Domburg auf der Halbinsel Walcheren, unter anderem aus gesundheitlichen Gründen. Tak ließ dort 1908 die Villa Loverendale bauen – mit einem Atelier für Heemskerck im Garten –, womit Domburg für die Freundinnen endgültig zum zweiten Wohnsitz wurde. Dank Jan Toorop, der seit 1903 in Domburg die Sommermonate verbrachte, hatte sich das Seebad zu dieser Zeit bereits zu einem Künstlerort entwickelt. Piet Mondrian stieß im Sommer 1908 dazu und besuchte Heemskerck und Tak. Dort skizzierte er einen urwüchsigen Apfelbaum, der im Garten der Villa stand. Dies waren Vorstudien für sein späteres berühmtes Bild Roter Baum (1908/10) im luministischen Stil, in dem sich sein Interesse für Goethes Farbenlehre widerspiegelte.[7][9]

Im darauffolgenden Sommer wohnte Mondrian bei Heemskerck und Tak in der Villa Loverendale, dabei unterrichtete er Heemskerck. Gerade in diesem Sommer konzentrierte er sich auf vertikale und horizontale Elemente, die er in Form des Leuchtturms von Westkapelle bzw. der Strand- und Dünenlandschaft in Domburg und dessen Umgebung fand. Die Vertikale verband er mit dem Männlichen und dem Geistigen, die Horizontale mit dem Materiellen und dem weiblichen Prinzip. In mehreren luministischen Bildern, die er mit diesen Motiven gestaltete, arbeitete er nur „pointillistisch“. Er trug die unvermischte Farbe in groben Blöcken mit einer schnell trocknenden Dispersionsfarbe auf. Diese Technik, die seine Wahrnehmung des seeländischen Lichts einfingen, trug zur Entmaterialisierung und Vergeistigung seines Sujets bei. Das äußerlich wahrnehmbare Bild diente ihm nur als Motiv, um zu einem inneren Bild zu gelangen. Heemskerck, die in dieser Zeit von Mondrian unterrichtet wurde, setzte sich mit seinen Überlegungen auseinander.[10]

Zwischen 1908 und 1910 malte Heemskerck mehrere Gemälde im luministischen Stil, mit denen sie sich an der Jahresausstellung der Kunstvereinigung St. Lucas im Jahr 1910 in Amsterdam beteiligte.[11] Zwei Bäume malte sie im Sommer 1910 und entwickelte dabei ihren luministischen Stil fort.[3] Während Heemskerck mit den früheren luministischen Bildern die Ausdrucksmöglichkeiten der Farbe erforschte, kam erst beim Gemälde Zwei Bäume die ihr eigene luministische Farbgebung zum Einsatz.[4]

Es gibt eine Vorstudie zu dem Bild mit gleichem Namen, eine Zeichnung in Kohle, schwarzer und grauer Kreide. Auch Mondrian machte ungefähr zur gleichen Zeit in seinem Skizzenbuch eine Zeichnung von diesen zwei Bäumen, die er später zum Gemälde Landschaft (1912) im kubistischen Stil verarbeitete.[3][12]

Technik und Stil

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Die Kunsthistorikerin Laura Stamps beschrieb die Pinselführung des Gemäldes als „forciert“ und schloss daraus, dass Heemskerck die luministische Malweise noch fremd war. Sie wertet das Bild als stilistisches Experiment Heemskercks. Zwei Aspekte hätte sie in späteren Arbeiten beibehalten, zum einen das Bestreben, nicht die tatsächliche Wahrnehmung, sondern die subjektive Erfahrung der Wirklichkeit auszudrücken und zum anderen die Kraft und Bedeutung der Farbe in einem Bild zu nutzen.[1]

Die fehlende Struktur der Linie, was für ihr späteres Werk ein wesentliches Element wurde, soll ein Grund dafür gewesen sein, dass Heemskerck sich bald vom Luminismus abwandte.[13] Marie Tak van Poortvliet schrieb dazu später:

“So she tried for some time to find the syntheses of colour by the luministic process, but this could not satisfy her either, as she missed in so doing the firmness of line, which she felt as a positive lack.”

„So versuchte sie eine Zeit lang, die Farbsynthesen durch das luministische Verfahren zu finden, aber auch das konnte sie nicht befriedigen, da sie dabei die Festigkeit der Linie vermisste, was sie als wirklichen Mangel empfand.“

Marie Tak van Poortvliet: Nachruf 1924[14]

Die „Festigkeit der Linie“, die Marie Tak anmerkte, spiegelt sich in der Gestaltung der Bäume wider und ist auch in der Vorstudie zu diesem Werk zu erkennen.[3]

Das Bild wird gern mit Mondrians Gemälde Roter Baum verglichen, das zur gleichen Zeit und am gleichen Ort entstand, wobei die Malerin und der Maler im regen Austausch standen. Im Vergleich mit Mondrians Rotem Baum wurde attestiert, dass die Pinselstriche etwas steif wirken und nicht den Fluss und die Bewegung von Mondrians luministischem Werk haben.[3]

Um das Geistige darzustellen, verwendeten Anfang des 20. Jahrhunderts Künstler und Künstlerinnen gerne einen Baum als Motiv. Der Baum des Lebens ist als „Weltachse“ ein in der Religionsgeschichte verbreitetes Symbol, das die Verbindung von Sichtbarem und Unsichtbarem, von der materiellen Welt und dem Kosmos zeigt. In dieser Sicht symbolisieren die Baumwurzeln die Unterwelt, der Stamm die Welt und die Krone steht für den grenzenlosen Himmel. In der Malerei Heemkercks spielen Bäume eine wichtige Rolle. Heemskerck war hier von Jan Toorop beeinflusst, der Mitglied der belgischen Künstlergruppe Lex XX (Les Vingt) gewesen war, die oft Symbole verwendeten, um auf die nicht sichtbare Welt hinzuweisen.[1]

Heemskerck war generell an der Darstellung des Übersinnlichen und Geistigen interessiert. Ihr Gemälde sollte nicht die Realität akkurat abbilden, sondern ihre Empfindungen ausdrücken. Der Baum symbolisierte die Verbindung zwischen dem Sichtbaren und Materiellen und dem Unsichtbaren und Immateriellen. Dies drückte sie mit der Verwendung der Farbe aus.[4]

Geschichte und Rezeption

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Das Kunstmuseum Den Haag erhielt das Gemälde 1984 als Schenkung aus der Sammlung von Adelheid Pfeiffer, Spring Valley, USA.[5] Seitdem wurde es in mehreren Ausstellungen gezeigt. Es gilt als Höhepunkt des Amsterdamer Luminismus.[2]

  • Laura Stamps: Weg als Künstlerin. In: Luise Pauline Fink, Daniel Koep, Henrike Mund (Hrsg.): Jacoba van Heemskerck. Kompromisslos modern. Hirmer, München 2021, ISBN 978-3-7774-3698-2, S. 25–42.
Commons: Two Trees (Jacoba van Heemskerck) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Laura Stamps: Weg als Künstlerin. In: Luise Pauline Fink, Daniel Koep, Henrike Mund (Hrsg.): Jacoba van Heemskerck. Kompromisslos modern. Hirmer, München 2021, ISBN 978-3-7774-3698-2, S. 25–42, 29-32.
  2. a b Frouke van Dijke: Stimmung und Empfindung. Das Malen des Holländischen Lichts. In: Ortrud Westheider, Michael Philipp, Daniel Zamani (Hrsg.): Wolken und Licht. Impressionismus in Holland. Prestel, München 2023, ISBN 978-3-7913-7998-2, S. 10–21, hier S. 21.
  3. a b c d e A. H. Huussen jr., J. F. A. van Paaschen-Louwerse: Jacoba van Heemskerck van Beest, 1876–1923. Schilderes uit roeping. Waanders, Zwolle 2005, ISBN 978-90-400-9064-6, S. 35–36.
  4. a b c Marijn Geist: Leuchtendes Kolorit. Die Intensivierung der Farbe. In: Ortrud Westheider, Michael Philipp, Daniel Zamani (Hrsg.): Wolken und Licht. Impressionismus in Holland. Prestel, München 2023, ISBN 978-3-7913-7998-2, S. 240–255, hier S. 245.
  5. a b A. H. Huussen jr., J. F. A. van Paaschen-Louwerse: Jacoba van Heemskerck van Beest, 1876–1923. Schilderes uit roeping. Waanders, Zwolle 2005, ISBN 978-90-400-9064-6, S. 228.
  6. Ina Ewers-Schultz: Der holländische Luminismus. In: Burkhard Leismann (Hrsg.): Aufbruch zur Farbe. Luministische Malerei in Holland und Deutschland. Kettler, Bönen 1996, ISBN 978-3-925608-32-2, S. 54–71.
  7. a b Luise Pauline Fink, Henrike Mund: Kompromisslos modern. In: Luise Pauline Fink, Daniel Koep, Henrike Mund (Hrsg.): Jacoba van Heemskerck. Kompromisslos modern. Hirmer, München 2021, ISBN 978-3-7774-3698-2, S. 7–24, hier S. 12-15.
  8. Hans Janssen: Piet Mondriaan. Een nieuwe kunst voor een ongekend leven. Een biografie. Hollands Diep, Amsterdam 2016, ISBN 978-90-488-3358-0, S. 371.
  9. By the sea (Aan zee). Jan Toorop, Piet Mondrian and Jacoba van Heemskerck. Ausstellung 14 July 2018 till 18 November 2018. In: Kunstmuseum Den Haag. 26. Juli 2017, abgerufen am 17. August 2023 (englisch).
  10. A. H. Huussen jr., J. F. A. van Paaschen-Louwerse: Jacoba van Heemskerck van Beest, 1876–1923. Schilderes uit roeping. Waanders, Zwolle 2005, ISBN 978-90-400-9064-6, S. 29–30.
  11. Bos in de zomer, Jacoba van Heemskerck. In: Zeeuws Museum. Abgerufen am 22. August 2023 (englisch).
  12. Hans Janssen: Mondrian. Vom Abbild zum Bild. Waanders, Zwolle 2008, ISBN 978-90-400-8495-9, S. 174–175.
  13. Suzanne Pagé, Jean-Louis Andral (Hrsg.): La beauté exacte. De Van Gogh à Mondrian. Art, pays-bas, XXe siècle. Editions des musées de la Ville de Paris, Paris 1994, ISBN 978-2-87900-172-2, S. 295.
  14. A. H. Huussen jr., J. F. A. van Paaschen-Louwerse: Jacoba van Heemskerck van Beest, 1876–1923. Schilderes uit roeping. Waanders, Zwolle 2005, ISBN 978-90-400-9064-6, S. 29.
  15. Suzanne Pagé, Jean-Louis Andral (Hrsg.): La beauté exacte. De Van Gogh à Mondrian. Art, pays-bas, XXe siècle. Editions des musées de la Ville de Paris, Paris 1994, ISBN 978-2-87900-172-2, S. 124.
  16. Jacoba van Heemskerck. In: Kunstmuseum Den Haag. 1. Mai 2014, abgerufen am 20. August 2023 (englisch).
  17. By the sea. In: Kunstmuseum Den Haag. 26. Juli 2017, abgerufen am 20. August 2023 (englisch).